Einwegkunststoff-Richtlinie löst kein Marine-Litter-Problem

23.10.2018 | Funktionierende Abfallmanagementsysteme sowie Konsumentenbewusstsein wären zielführende Maßnahmen

Die Kunststoffstrategie bietet die Möglichkeit, Europas Kunststoffindustrie global zu einer Vorreiterrolle im ökologischen Handeln zu bringen und wurde daher von dieser begrüßt. Die heute im EU-Parlament diskutierte Einwegkunststoff-Richtlinie hingegen wird von der Branche nicht als zielführende Lösung für das Marine-Litter-Problem betrachtet. 

„Die Single Use Plastics Richtlinie, mit der Einweg-Erzeugnisse aus Kunststoff künftig verboten werden sollen, schießt am Ziel vorbei, weil sie das Marine-Litter-Problem nicht lösen kann“, ist Helmut Schwarzl, Obmann der Berufsgruppe Kunststoffindustrie, überzeugt.  

Österreich ist Vorzeigeschüler bei Kunststoffrecycling  

Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich übermäßig viele Kunststoffrecycling-Betriebe, die Einweg-Kunststoffverpackungen aus ganz Europa zukaufen. Anders als andere europäische Staaten hat Österreich Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Verpackungen mit überdurchschnittlich hohen Recyclinganteilen spezialisiert haben. Auch ist Österreich führend im Bau von Recyclingmaschinen für Kunststoff-Einwegverpackungen. Die Einwegkunststoff-Richtlinie wird ein Recycling erschweren, da auch Produkte aus Recyclingmaterial von den Verboten betroffen sind. Daher bietet die Richtlinie keine stabilen Rahmenbedingungen für Unternehmen, die in Recyclingtechnologien investieren. 

Abfallmanagement EU-weit auf Österreichisches Niveau heben 

Die europäische Gesetzgebung im Bereich Abfall und Verpackung ist ausreichend tauglich, um einen Eintrag von Kunststoff in die Weltmeere gänzlich zu verhindern. Während Österreich Vorreiter in der Umsetzung ist, indem es 100 Prozent des Kunststoffabfalls verwertet, bestehen in mehreren anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union nach wie vor Missstände in der Abfallbewirtschaftung. Diese gehören zunächst ausgeglichen, um überhaupt zu wissen, welche regulatorischen Lücken noch bestehen.  

„Österreich hat ein funktionierendes Abfallmanagement-System, sowie eine aufgeklärte Bevölkerung und es gibt qualifizierte Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die engagiert sind, den Kunststoffkreislauf zu schließen“, ist Schwarzl überzeugt. Dies setzt allerdings voraus, dass gesetzliche Regelungen berechenbar und investitions- wie innovationsfreundlich gestaltet werden. 

Konsumenten müssen mehr Problembewusstsein entwickeln 

„Zielführend sind lediglich die Maßnahmen, die auf Sensibilisierung beim Konsumenten abzielen. Das Bewusstsein der Menschen für einen schonenden Umgang mit Ressourcen aller Art muss geschärft werden, denn weder der Kunststoffteller noch die Bierdose tragen Schuld am achtlosen Umgang mit ihnen“, gibt Schwarzl zu bedenken. „Nicht der Werkstoff Kunststoff ist das Problem, sondern die unsachgemäße Behandlung sowie mangelhaftes Abfallmanagement in vielen EU-Staaten.“ Schwarzl fürchtet, dass Verbote zu einer ungerechtfertigten Ablehnung von Kunststoff führen könnten, die der Werkstoff nicht verdient hat. 

Ökologische Vorteile von Kunststoff nicht vergessen 

Denn meist wird bei all der Kritik an Kunststoff auf handfeste ökologische Vorteile vergessen, die viele Kunststoffartikel vorweisen können. Sie machen Autos leichter und sparen somit Sprit. Sie dämmen Gebäude und senken damit den Heiz- oder Kühlenergiebedarf. Sie schützen Lebensmittel vor Verderb und damit die Umwelt vor unnötigen Emissionen bei deren Produktion. Will man wirklich saubere Alternativen zu Kunststoff forcieren, so sollte man bei diesen auf jeden Fall zuerst deren ökologischen Fußabdruck prüfen.

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