„Einwegpfandstudie“ vom Klimaschutzministerium veröffentlicht

06.02.2020 | In der im Vorjahr vom damaligen BMNT beauftragten Studie werden Handlungsoptionen zur Erreichung der aus der Single-Use-Plastics-Richtlinie (SUP-RL) resultierenden Sammelquoten sowie der aus der Verpackungs-Richtlinie resultierenden Recyclingquoten erhoben und die dafür erforderlichen Aufwendungen berechnet.

Die SUP-Richtlinie sieht vor, dass Kunststoffgetränkeflaschen bis zum Jahr 2029 im Ausmaß von mindestens 90 % zum Zwecke des Recyclings getrennt gesammelt werden. Damit soll insbesondere das achtlose Wegwerfen (Littering) hintangehalten und die Verschmutzung der Umwelt verringert werden. Zudem sollen Getränkeflaschen aus PET zu zumindest 30 % aus recyceltem Kunststoff bestehen. Parallel sind die Vorgaben der Verpackungsrichtlinie zu beachten:

  • Recycling von Kunststoffverpackungen zu zumindest 50 % bis 2025 und 55 % bis 2030
  • Recycling von Siedlungsabfällen zu zumindest 55 % bis 2025 und 60 % bis 2030

 

Die derzeitige Sammelquote von Kunststoffgetränkeflaschen beträgt etwa 70 %, die Sammelquote aller anderen Kunststoffverpackungen im Haushaltsbereich beträgt etwa 58 %. Die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen aus dem Haushaltsbereich beträgt etwa 25 %, jene der Teilmenge für Kunststoffgetränkeflaschen etwa 40 %.
 
Der Auftrag für die vorliegende Studie umfasste drei Hauptbereiche:

  1. Maßnahmen zur Sammlung von zumindest 90 % Kunststoffgetränkeflaschen und Vergleich der Auswirkungen verschiedener Lösungsansätze (Varianten) unter Berücksichtigung von Recyclingzielen für Kunststoff-Verpackungen
  2. mögliche Ausgestaltung eines Pfandsystems
  3. Maßnahmen zur Stärkung von Mehrweg-Getränkeverpackungen

 

Variante 1: Intensivierung der getrennten Sammlung und ergänzende Sortierung aus gemischten Siedlungsabfällen 
Variante 2: Massive Intensivierung der getrennten Sammlung und ergänzende Sortierung aus gemischten Siedlungsabfällen (Vorschlag des größten Sammel- und Verwertungssystems, der ARA AG) 
Variante 3: Pfand auf Gebinde kleiner 1,0 Liter, Intensivierung der getrennten Sammlung und ergänzende Sortierung aus gemischten Siedlungsabfällen 
Variante 4: Pfand auf alle Kunststoffgetränkeflaschen
 

Eine Steigerung der getrennten Sammlung von Kunststoffverpackungen im erforderlichen Ausmaß von 90 % ist nicht zu erwarten, sodass jedenfalls zusätzliche Massen aus dem Restmüll aussortiert werden müssten. Bei einer deutlichen Erhöhung der getrennten Sammlung von Kunststoffen und einer massiven Verbesserung der Sortierung müssten zusätzlich rund 75 % oder bis zu 1 Million Tonnen des gesamten österreichischen Siedlungsabfalls zusätzlich sortiert werden. Laut Studie könnte im Falle einer Pfandlösung mit einer Sammelquote von rund 70 % für Nicht-Kunststoffgetränkeverpackungen das 50 %-Ziel ohne Sortierung und das 55 %-Ziel durch Sortierung von 370.000 Tonnen gemischten Siedlungsabfällen erreicht werden, um eine ausreichende Menge an Sekundär-Kunststoffen für das Recycling verfügbar zu machen.
 
Vergleiche mit internationalen Erfahrungen zeigen, dass ein Pfand auf Einweg-Kunststoff-Getränkeflaschen die kostengünstigere Maßnahme darstellt, getrennte Sammelquoten von 90 % zu erreichen. Zudem kann damit auch dem achtlosen Wegwerfen (Littering) wirkungsvoll entgegenwirkt werden. Hinsichtlich der Auswirkungen der Varianten ist zu erwarten, dass beim Pfand die höchsten Effekte gegen Littering erzielt werden und dass die höchste Materialqualität an Kunststoffgetränkeflaschen einem Recycling zur Verfügung steht. Zum Erreichen des Zieles einer 50 %-Quote bzw. 55 %-Quote des Recyclings von Kunststoffverpackungen wird in jedem Fall ein wesentlicher Ausbau und eine wesentliche Steigerung der getrennten Sammlung aller Kunststoffverpackungen als unabdingbar erachtet.
 
In einem nächsten Schritt werden die zuständige Bundeministerin Leonore Gewessler und der Staatssekretär Magnus Brunner einen Runden Tisch mit VertreterInnen der Wirtschaft, der Interessenvertretungen und weiteren AkteurInnen zur Diskussion der Ergebnisse der Studie einberufen. 
 
Der gesamte Endbericht und eine Zusammenfassung der Studie sind unter diesem Link verfügbar. 

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