FCIO zur Chemikalienstrategie: Schlüsselindustrie zur Umsetzung des Green Deal braucht Innovations- und Wachstumsimpulse

15.10.2020 | Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) begrüßt die Ziele der neuen chemischen Strategie für Nachhaltigkeit, Menschen und Umwelt zu schützen und gleichzeitig Innovationen für sichere und nachhaltige Chemikalien zu fördern.

Die chemische Industrie ist eine Schlüsselindustrie – 96 Prozent der Produktion in der EU hängen von ihren Vorprodukten ab. Fast alle Wertschöpfungsketten und vor allem Green Deal-Lösungen wie Sonnenkollektoren, Batterien für E-Mobilität, Windturbinen und Wasserstoff bis hin zu Gebäudeisolierungen brauchen Stoffe aus der chemischen Industrie. Genauso wie in der EU hergestellte Pharmazeutika und leistungsstärkere Elektronik. Die als Lehre aus der Corona-Krise angestrebte stärkere Autonomie Europas kann nur gelingen, wenn die Resilienz der europäischen Chemieproduktion gestärkt wird und dringend benötigte Chemikalien auch weiterhin in der EU produziert werden. Egal ob bei der Versorgung mit Arznei- und Desinfektionsmitteln oder auch bei anderen knapp gewordenen Gütern wie Verpackungen.

Auch wenn der Green Deal und die neue Chemikalienstrategie die unverzichtbare Rolle der Branche anerkennen, so fehlen dennoch entscheidende Innovations- und Wachstumsimpulse, die zur Erreichung eines klimaneutralen, sichereren und saubereren Europa benötigt werden. 

„So positiv wir das neue Konzept „Sustainable-by-Design“ bewerten, so dringend brauchen wir ein besseres Gleichgewicht zwischen Verboten von Chemikalien auf der einen und der Forcierung von Technologielösungen auf der anderen Seite, um den Green Deal Wirklichkeit werden zu lassen. Mit der Chemikalienverordnung REACH hat die EU bereits derzeit den weltweit strengsten rechtlichen Rahmen. Nun geht es darum, diesen in einzelnen Punkten zielgerichtet weiterzuentwickeln. Eine vollständige Öffnung des etablierten Systems birgt aus unserer Sicht die Gefahr von Rechtsunsicherheit und Ineffizienz ohne Mehrwert für die berechtigten Schutzinteressen“, kommentiert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des FCIO die Chemikalienstrategie.

Innovationen aus der Chemie brauchen Planungssicherheit

Entscheidungen müssen auch weiterhin faktenbasiert getroffen werden, mit wissenschaftlichen Kriterien als Basis. Nur so können Mensch und Umwelt adäquat vor schädlichen Einflüssen von Chemikalien geschützt und das Vertrauen in die zuständigen Institutionen – allen voran die EU-Agenturen ECHA und EFSA – gestärkt werden.

Weiters wird es notwendig sein, Importe von Produkten, die außerhalb der EU hergestellt wurden, den gleichen Maßstäben zu unterlegen. „Es ist niemandem geholfen, wenn die Herstellung und Verwendung von Stoffen in der EU verboten wird und diese gleichzeitig in importierten Fertigprodukten enthalten sind“, so Hofinger.

Die vorgesehenen Folgenabschätzungen müssen all diese Fragen genau berücksichtigen. „Die Veröffentlichung der Strategie ist ein wichtiger Schritt – die wirkliche Arbeit liegt aber erst vor uns. Der FCIO wird sich intensiv und konstruktiv in die Diskussionen einbringen und Vorschläge für eine ausgewogene Umsetzung der Strategie unterbreiten. Denn die Unternehmen brauchen so rasch wie möglich die richtigen Signale, damit sie die erforderlichen Investitionen in elektrische Cracker, Wasserstofftechnologien, chemisches Recycling, Speicherung und Nutzung von Kohlenstoffabscheidung tätigen – und damit die Verwirklichung des Green Deal gelingen kann“, so Hofinger abschließend.

EU Chemikalienstrategie: https://ec.europa.eu/environment/strategy/chemicals-strategy_en

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