Neujahrsgruß des Obmanns

12.01.2022 | Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Österreichs chemische Industrie hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nicht nur die Corona-Pandemie verunsicherte das zweite Jahr in Folge, auch Lieferprobleme, Rohstoffpreise und zuletzt sprunghaft angestiegene Energiepreise beschäftigten die Branche. Trotz all der Herausforderungen im Jahr 2021 konnten wir eine enorme Umsatzsteigerung erzielen und das Niveau vor Pandemiebeginn wieder erreichen. Auch für das kommende Jahr erwarten wir eine weiterhin positive Entwicklung.

Die aktuellen Belastungen treffen den Sektor ausgerechnet am Weg zur Klimaneutralität - einem riesigen Unterfangen, das all unseren Einfallsreichtum erfordert. Wir kennen zwar das Ziel, aber noch nicht den genauen Weg dorthin. Um ihren CO2-Fußabdruck zu senken, muss die chemische Industrie mit massiven Mengen erneuerbarer Energie elektrifizieren, ihre Prozesse neu überdenken, hohe Investitionen tätigen, die Kreislaufwirtschaft forcieren, ihre Rohstoffe kritisch prüfen und nebenbei noch die Digitalisierung vorantreiben.

Die Umsetzung der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit, die Ersatz von Chemikalien und zahlreiche Neuformulierungen nötig machen wird, fordert zusätzlich die Innovationskraft und Lösungskompetenz der Branche. Eine Studie des CEFIC hat kürzlich ergeben, dass 30 Prozent des Umsatzes der europäischen chemischen Industrie von den Gesetzesänderungen betroffen sein werden und mit erheblichen Welleneffekten auf nachgeschaltete Branchen zu rechnen ist.

Unsere soeben bewiesene Resilienz in Krisenzeiten stimmt mich optimistisch für die Zukunft. Chemische Innovationen sind das Herzstück der Transformation Europas hin zu einer zirkulären und klimaneutralen Region. Ich bin stolz darauf, für eine Industrie zu arbeiten, deren Beitrag entscheidend sein wird, um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen. Für die Herstellung von so ziemlich allem, was wir dazu benötigen, sind unsere Innnovationen unverzichtbar – von nachhaltigen Baustoffen, über Akkus für Elektromobilität oder langlebige Beschichtungen für Windkraftanlagen bis hin zu Mikrochips. Wir gestalten die Zukunft entscheidend mit.

Die EU-Politik ist nun gefragt, Forschungsförderung, Investitionen, Regulierungen sowie Wettbewerbspolitik klug unter einen Hut zu bringen. Wir brauchen eine neue Art der Zusammenarbeit, um erfolgreich zu transformieren. Die hohen Investitionen für unsere Dekarbonisierung erfordern Rechts- und Planungssicherheit, Förderprogramme für neue Technologien und die entsprechende Infrastruktur für die hohen Mengen an erneuerbaren Energien. Dafür wird sich der Fachverband weiterhin einsetzen, damit wir Rückenwind für weitere Innovationen bekommen, durch die wir verstärkt zum Klimaschutz beitragen können.

Trotz all der bevorstehenden Herausforderungen wünsche ich Österreichs chemischer Industrie ein erfolgreiches Jahr 2022. Bleiben Sie gesund!

Ihr Obmann

Hubert Culik

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