Österreichische Lackindustrie von Corona betroffen

03.07.2020 | Mit dem Shutdown im Zuge der Corona-Krise brachen die Ergebnisse der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie auf allen Ebenen massiv ein. Viele Lackfirmen erwarten für das Jahr 2020 Umsatzrückgänge von bis zu 25 Prozent. Einige Firmen konnten durch Online-Verkäufe Teile ihrer Verluste wieder wettmachen, doch die Schließung des Einzelhandels und der Baustellen sowie die zusammengebrochene Nachfrage im Automobilbereich zwangen etliche österreichische Lackhersteller dazu, für Teile der Belegschaft Kurzarbeit zu beantragen. „Unsere Aussichten sind momentan nicht rosig“, bedauert Hubert Culik, Obmann der österreichischen Lackindustrie, „auch wenn aufgrund des niedrigen Erdölpreises und aufgrund der geringen Nachfrage die Rohstoffpreise vorübergehend gesunken sind. Eine Erholung ist noch nicht in Sicht.“

Das Jahr 2019 war trotz Konjunkturschwäche noch positiv

Dabei begann das Jahr 2020 ziemlich zufriedenstellend, vor allem im Baubereich übertrafen die Umsätze jene aus dem 1. Quartal des Vorjahres. Auch 2019 konnte die österreichische Lackindustrie trotz Konjunkturflaute und gegen den europäischen Trend ein Plus von 3 Prozent erwirtschaften. Die Branche steigerte damit ihre Produktion auf 170.000 Tonnen Lack- und Anstrichmittel und ihren Produktionswert auf 470 Millionen Euro. Wachstum gab es dank Exporten vor allem nach Deutschland und Belgien sowie in die CEE-Länder. Allerdings ist auch der Importdruck aus Deutschland nach Österreich riesig. Insgesamt wurden 2019 Lacke und Farben im Wert von 309 Mio. Euro aus Deutschland nach Österreich importiert und im Wert von 100 Mio. Euro exportiert.

Branche spendete Desinfektionsmittel

Die Corona-Pandemie beschäftigt die Branche nicht nur in konjunktureller Hinsicht. „Die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie leistete einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung mit Desinfektionsmitteln am Höhepunkt der Krise. Nicht nur, indem sie durch die Produktion von Desinfektionsmitteln schnell auf die Verknappungen reagiert hat, sondern auch durch großzügige Spenden an lokale Blaulichtorganisationen, Spitäler und Altersheime“, erklärt Culik stolz. Insgesamt spendete die Branche etwa 20.000 Litern an Desinfektionsmitteln, womit sie bereits am Beginn der Pandemie ein unverzichtbarer Partner im Kampf gegen Covid-19 wurde.

Umweltfreundlichen Farben droht Aufbewahrung im Kühlschrank

„Doch die Pandemie ist nicht das einzige Problem, die Branche kämpft auch sehr mit der Regulierung in Österreich und in der EU“, bedauert Culik die aktuelle Lage, die vor allem durch restriktive Beschränkungen im Chemikalienrecht verursacht wird. Inhaltsstoffe, für die es keine Alternativen gibt, werden verboten und die Suche nach Ersatzstoffen bindet Ressourcen, die sonst für die Forschung nach Zukunftsprodukten frei wären. „Besonders die nachhaltigen, wasserbasierten Farben sind in Gefahr, da sie nicht ohne Konservierungsmittel auskommen. Ein Wegfall von diesen Produkten hätte zur Folge, dass Konsumenten ihre Farben - wie etwa Milchprodukte - im Kühlschrank aufbewahren müssten, damit sie nicht verderben“, warnt der Obmann.

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