Plastiksackerlverbot: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht

03.12.2018 | Das am Wochenende von Nachhaltigkeitsministerin Köstinger angekündigte Verbot von Plastiksackerln und Mikroplastik in Kosmetika stößt auf Unverständnis in der Kunststoffbranche. „Als Umweltschutzmaßnahme dienen solche Verbote in Österreich nicht, da hierzulande funktionierende Abfallmanagementsysteme dafür sorgen, dass Kunststoff ordnungsgemäß verwertet wird,“ kommentiert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie die Regierungsinitiative. 

Denn Voraussetzung für Maßnahmen, die der Umwelt tatsächlich nützen, ist eine positive Ökobilanz. Dabei schneidet beispielsweise das Papiersackerl auf Grund der Ressourcenintensität bei der Herstellung keineswegs besser ab, wie zahlreiche Studien belegen und auch Greenpeace in seiner Presseaussendung betont. Und auch abbaubare Plastiksackerl schaden der Umwelt erst recht, wenn sie im falschen Glauben im Kompostmüll landen.

„Recycling und Mehrweg im Sinne einer umfassenden Kreislaufwirtschaftsstrategie wären auf jeden Fall zielführender“, ist Hofinger daher überzeugt. Die Kunststoffbranche setzt auf einen Ausbau der Rezyklierbarkeit ihrer Produkte sowie auf eine Erhöhung des Rezyklatanteils. Auch die Mehrfachverwendung von Kunststofferzeugnissen wie etwa Tragetaschen unterstützt die Nachhaltigkeit. Gleichzeitig muss das Bewusstsein der Menschen für einen schonenden Umgang mit Ressourcen aller Art geschärft werden, denn nicht der Werkstoff Kunststoff ist das Problem, sondern eine unsachgemäße Behandlung. Maßnahmen, die zur Sensibilisierung beim Konsumenten abzielen, sind daher sinnvoller als Verbote.

„Kunststoff ist der am meisten verwendete Werkstoff der Welt. Wir alle arbeiten an einer nachhaltigen und innovativen Kunststoffindustrie, die einerseits Umweltbelastungen minimiert und andererseits international wettbewerbsfähig ist", so Hofinger. In Abstimmung mit dem Gesetzgeber hat die Branche daher in den letzten Jahren bereits zahlreiche freiwillige Initiativen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte umgesetzt. Auch die Kosmetikindustrie steht zu ihrer Verantwortung und verzichtet bereits freiwillig auf den Einsatz von Mikroplastik.

Der Anteil Europas und Nordamerikas am Marine Litter beträgt zwei Prozent. Der Rest kommt hauptsächlich aus Asien und Afrika. Hier gilt es, diese Länder zu unterstützen, funktionierende Abfallwirtschaftssysteme aufzubauen. Der Ansatz, Plastiksackerl oder Wattestäbchen aus Kunststoff zu verbieten, trägt mengenmäßig kaum etwas zur Reduktion des Plastikmülls in den Weltmeeren bei.

Ganz vergessen wird bei all der Kritik am Kunststoff, dass viele Kunststoffartikel handfeste ökologische Vorteile haben, für die es keine sinnvollen Alternativen gibt. Sie machen Autos leichter und sparen somit Sprit. Sie dämmen Gebäude und senken damit den Heiz- oder Kühlenergiebedarf. Sie schützen Lebensmittel vor Verderb und damit die Umwelt vor unnötigen Emissionen bei deren Produktion.

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