Jahresrückblick

23.12.2021 | Ein turbulentes Jahr geht zu Ende, der richtige Zeitpunkt, um kurz zurückzublicken und in das kommende Jahr vorauszuschauen.
 
Österreichs chemische Industrie hat im Jahr 2021 trotz Corona-Pandemie und Lieferengpässen sowie zuletzt stark gestiegener Energie- und Rohstoffpreise ein erfolgreiches Jahr zurückgelegt und hat mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich bereits das Vorkrisenniveau übertroffen. Die Mehrheit der Unternehmen ist auch für die kommenden Monate vorsichtig optimistisch, auch wenn die neue Mutation Omikron die Situation in der Pandemie nicht berechenbarer macht.
 
KV-Verhandlungen unter herausfordernden Bedingungen
Mit der Impfpflicht in Unternehmen wird 3G am Arbeitsplatz uns auch ins Jahr 2022 begleiten, inklusive Präventionskonzept, Abstand- und Maskenpflicht. Während dieses Jahr ein Kollektivvertragsabschluss branchenübergreifend am durchschnittlichen VPI erzielt wurde, stehen die kommenden Verhandlungen in einem starken Spannungsfeld zwischen steigenden Inflationsraten auf der einen Seite und Lieferengpässen sowie steigenden Energiekosten auf der anderen Seite.
 
Gefahrenbasierte Chemikalienpolitik
Auch die europäische Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit wird mit ihrem Aktionsplan mit mehr als 50 Maßnahmen die chemische Industrie vor große Herausforderungen stellen. Im Fokus steht eine Überarbeitung des EU-Stoffrechts mit den Verordnungen REACH und CLP, mit der die Entwicklung von sicheren und nachhaltigen Chemikalien gefördert und gleichzeitig besorgniserregende Chemikalien ersetzt werden sollen. Geht es nach der Vorstellung der EU–Kommission sollen in der CLP-Verordnung neue Gefahrenklassen für endokrine Disruptoren und persistente Chemikalien, später dann auch andere chronische Gesundheitsgefahren, wie Immuno- und Neurotoxizität verankert werden. Eine erste Analyse des europäischen Chemieverbandes CEFIC zeigt, dass diese zwei Maßnahmen bereits bis zu 12.000 Stoffe umfassen und bis 2040 zu einem Nettoverlust von 12% des Produktportfolios führen können. Die konkrete rechtliche Ausgestaltung der beiden Rechtsakte ist für die kommenden zwei Jahre geplant und wird intensive fachliche und politische Diskussionen mit sich bringen.
 
Kreislaufführung ausbauen
Ein weiterer Teil des Green Deals, der viel Einfluss auf die chemische Industrie hat, ist die europäische Kreislaufstrategie. Erste Maßnahmen sind bereits schlagend geworden. Zu diesen zählen unter anderem Recycling- und Mehrwegquoten, die in Österreich die Einführung des Pfandes für Einwegkunststoffgetränkeflaschen bewirkt haben. Produkte sollen nachhaltiger werden. Hierfür wird ein „Right to repair“ eingeführt werden und, im Sinne der Transparenz, ein digitaler Produktpass. Auch das ökologische Problem der illegalen Abfallverbringung soll angegangen werden. Die Abfallbehandlung soll in der Zukunft überwiegend in der EU geschehen. Darüber hinaus wird auch an einer österreichischen Kreislaufwirtschafstrategie gearbeitet. Diese soll in der ersten Hälfte des Jahres 2022 erscheinen und wird mit Spannung erwartet.
 
Ambitionierter Klimaschutz
Mit dem „Fit for 55“-Paket will die Europäische Kommission eine Senkung des Treibhausgasausstoßes um mindestens 55 Prozent bis 2030 erreichen. Es enthält Entwürfe für zwölf Gesetzgebungsverfahren, die der Umsetzung der Ziele des Green Deals dienen. Erst kürzlich wurde dieses Paket um einen zweiten Teil ergänzt, der die Dekarbonisierung des Gasmarktes, die Revision der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie sowie eine Mitteilung zu nachhaltigen Kohlenstoffkreisläufen beinhaltet. Die beiden Teile des „Fit for 55“-Paketes sollen in den kommenden Monaten parallel verhandelt und spätestens 2023 verabschiedet werden. Auf nationaler Ebene ist die Einführung einer CO2-Bepreisung ab Juli 2022 zu erwarten, ebenso eine Überarbeitung des Energieeffizienzgesetzes sowie des Klimaschutzgesetzes für die Nicht-Emissionshandelssektoren.

Eine detaillierte Auflistung mit den für 2022 zu erwartenden Vorhaben finden Sie hier.
 
Kein Green Deal ohne Chemie
Die chemische Industrie hat in den herausfordernden letzten beiden Jahren gezeigt, dass sie mit ihrer Innovationskraft und Problemlösungskompetenz sowie ihrem Fokus auf Zukunftstrends unverzichtbar für Gesellschaft und deren Wohlstand ist. Nun gilt es sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene der Branche die geeigneten Rahmenbedingungen zu bieten, insbesondere bei den einzelnen Green Deal Regelungen, allen voran der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit. Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft, und damit der ganze EU Green Deal, funktionieren nur mit Innovationen der chemischen Industrie.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Fest und ein erfolgreiches Jahr 2022!


Ihr FCIO-Team

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