Kunststoff-Fensterrecycling in Österreich

15.05.2024 |

Im Auftrag des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Arbeitskreis Kunststofffenster (ÖAKF), hat der BRANCHENRADAR eine Analyse des Entsorgungsprozesses von Kunststofffenstern in Österreich für die Jahre 2018 bis 2021 durchgeführt. Der Materialfluss wurde entlang der gesamten Kreislaufwirtschaft, also Abriss- sowie Montageunternehmen, Entsorger, Recyclingfirmen und Fenstererzeuger, erhoben.

Kunststofffenster zeichnen sich durch eine lange Verwendungsdauer aus. Diese beträgt mehrere Jahrzehnte, durchschnittlich über 40 Jahre. Nach dieser Zeit werden diese Fenster im Zuge von Fassadenrenovierungen gegen moderne Fenster am neuesten Stand der Technik ausgetauscht. Energieeinsparung durch verbesserte Wärmedämmung, Schallschutz, Lichtdurchflutung, Beschlagstechnik und zeitgemäßes Design neuer Fenster bieten ein Höchstmaß an Qualität und Komfort. Ein geringer Teil Altfenster fällt durch Gebäudeabriss an.

Auf Basis der Markt- und Wettbewerbsstudie „BRANCHENRADAR Fenster in Österreich“ und die zur Berechnung der Marktvolumen verwendete Materialflussrechnung wurden für den Betrachtungszeitraum durchschnittlich 15.240 t Alt-Kunststofffenster pro Jahr ermittelt. Werden Glas- und Metallanteile abgetrennt, entfallen auf den Kunststoff PVC 5.748 t. Davon wurden 4.380 t Kunststoff dem Recycling zugeführt, das entspricht einer Sammelquote von 76,2%. Das durch Aufbereitungsschritte hergestellte PVC-Mahlgut wird bei Partnerbetrieben in Deutschland zu PVC-Regranulat veredelt und bei der Herstellung von neuen Fensterprofilen verwendet. Dabei wird der mit Regranulat hergestellte Kern der Fensterprofile mit Neuware ummantelt. Dieses Verfahren wird in der Fachsprache als Coextrusion bezeichnet.

Neben geringen Mengen, typischerweise Bruchmaterial aus dem Gebäudeabriss, welche im Bauschutt landen oder aus anderen Gründen thermisch verwertet werden, gibt es einen Anteil an Altfenstern, der in untergeordneten Gebäudetypen oder im umliegenden Ausland wiederverwendet wird. Der Erhebung nach liegt dieser Anteil bei etwa einem Prozent, wobei die Wiederverwendung im Ausland nicht explizit abgefragt wurde.

Beim Recycling von Altfenstern anfallende Materialien wie Glas und Metall werden ebenfalls den jeweiligen Branchen zur Wiederverwendung bereitgestellt. Die daraus resultierende CO2-Einsparung ergibt einen zusätzlichen positiven Umweltaspekt.

Der ÖAKF setzt sich seit mehr als 30 Jahren für die Wiederverwendung von rezykliertem PVC ein, denn dieser Sekundärrohstoff ist auch nach langer Verwendungsdauer hochwertig. Entlang der gesamten Recyclingkette wurden immer wieder weitere und verbesserte Verfahren zur Trennung der einzelnen Komponenten entwickelt. Seitens Profilextrudeuren und Fensterherstellern wurden und werden weiterhin spezielle Profilkonstruktionen und Fertigungskonzepte optimiert, um den Einsatz von rezykliertem PVC aus Altfenster sowohl aus technischer als auch wirtschaftlicher Sicht sicherzustellen.

Hochtechnologischer Recyclingprozess

War das Kunststofffenster-Recycling anfänglich noch umständlich und daher nahezu unrentabel, ist es heute ein wachsender Wirtschaftszweig ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft. In dem hochtechnologischen Kunststoff-Recyclingprozess sammeln zunächst spezialisierte Entsorgungsbetriebe die Fenster und liefern sie an einen von derzeit zwei österreichischen Fensterrecycling-Betrieben. Dort finden zunächst eine mechanische Zerkleinerung und die Trennung von Kunststoff und Metall mit verschiedenen Techniken wie Magnetabscheider, Siebe, Gebläse sowie durch elektrische Felder statt. Im Anschluss wird der verbleibende, reine Kunststoff aufgeschmolzen und regranuliert.

Über den ÖAKF

Der Österreichische Arbeitskreis Kunststofffenster (ÖAKF) ist ein freiwilliger Zusammenschluss der bedeutendsten Fensterprofil-Hersteller am heimischen Markt. Formal eingegliedert ist der Arbeitskreis im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). In Österreich werden pro Jahr etwa 2,2 Millionen Fenster verkauft, mehr als 60 Prozent davon sind Kunststofffenster, an die 30 Millionen sind derzeit in Verwendung. Der ÖAKF ist bemüht, die seit Jahren geführten Diskussionen um Kunststofffenster und deren Umweltverträglichkeit zu versachlichen und faire Bedingungen bei Vergaben der öffentlichen Hand und bei Förderungen, insbesondere der Wohnbauförderung, herzustellen.

Detaillierte Informationen zur Altfenstererhebung und dem ÖAKF sind auf https://www.fenster.at/umwelt/rohstoffe-und-recycling/ abrufbar.

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