KV Chemische Industrie – Stöger: „Augen nicht vor der harten wirtschaftlichen Realität verschließen“

06.05.2024 | Kein Verständnis hat die chemische Industrie für die Blockadehaltung der Gewerkschaft in der vierten  Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag. „Wir tragen beide Verantwortung sowohl für die Betriebe als auch für die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze am Wirtschaftsstandort Österreich“, hält Berthold Stöger fest. Er ist Arbeitgeber-Verhandlungsleiter im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Angesichts der schlechten Wirtschaftsdaten der Branche sowie der gesunkenen und voraussichtlich weiter sinkenden Inflation plädiert Stöger für einen Paradigmenwechsel: „Die Arbeitnehmerseite sollte dazu übergehen, auch die mittel- und längerfristige Zukunft im Auge zu behalten.“

Unverständlich sei, dass die vierte Verhandlungsrunde trotz eines verbesserten Angebots der Arbeitgeber gescheitert ist. Vor diesem Hintergrund appelliert Stöger an seine Verhandlungspartner, „die Augen nicht vor der harten wirtschaftlichen Realität zu verschließen. Die schlechte Auftragslage in der chemischen Industrie hält leider an. Nach einem Produktionsrückgang von 10,4 Prozent im Vorjahr sind die Auftragseingänge weiter rückläufig. Auch die Prognosen der Wirtschaftsforscher gehen nicht von einer raschen Konjunkturerholung aus“, erinnert Berthold Stöger. Hinzu kommt, dass Österreich beim Anstieg der Lohn(stück)kosten im negativen Spitzenfeld in Europa liegt. Alleine die Chemie - Abschlüsse der letzten zwei Jahre brachten den Mitarbeiter:innen eine Erhöhung von insgesamt 15,3 Prozent.

Auf Bestreben der Arbeitgeber sollte der Abschluss  auf jeden Fall sozial ausgewogen sein. Daher sollten die unteren Einkommen, die von der Inflation stärker betroffen sind, deutlicher angehoben werden. Das Angebot der Wirtschaft liegt bei einer durchschnittlichen Erhöhung von 4,3 Prozent plus einer einmaligen Mitarbeiterprämie in der Höhe von netto 500 € pro Mitarbeiter. Schon jetzt gehört die chemische Industrie zu den Arbeitgebern mit den bestbezahlten Arbeitsplätzen für die rund 50.000 Mitarbeiter:innen und zählt zu den Spitzenreitern bei den Zulagen und Zuschlägen.

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die chemische Industrie in Österreich finden am 14. Mai 2024 ihre Fortsetzung.

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