Wirkstoffverschreibung bringt Nachteile für Versorgung und Patienten

29.09.2021 | Systemänderung mit vielen Risken und ohne erkennbaren Nutzen

Ein aktueller Vorstoß im Parlament, die sogenannte Wirkstoffverschreibung bei Arzneimitteln einzuführen, wird vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) klar abgelehnt. Ärzte sollten demnach in Zukunft nur mehr Wirkstoffe verschreiben und die Auswahl der Arzneimittel den Apothekern überlassen, so der Vorschlag. Damit soll die „Austauschbarkeit von Arzneimitteln erleichtert werden“, heißt es. Dies würde jedoch einen massiven Eingriff in das bestehende Therapie- und Abgabesystem bei Arzneimitteln bedeuten. Nicht mehr der Arzt würde über die passende Behandlung eines Patienten entscheiden, sondern der Apotheker. Damit rücken die ökonomischen Interessen der Apotheker als Auswahlkriterium ins Zentrum. Hinzu kommt, dass eine häufige Umstellung auf ein anderes Handelspräparat mit dem gleichen Wirkstoff zur Verunsicherung der Patienten und damit zu Fehl- oder Mehrfacheinnahmen führen kann, im schlimmsten Fall zum Abbruch der Therapie. Auch auf die Herstellung von Arzneimitteln in Österreich würde sich die Wirkstoffverschreibung negativ auswirken, da viele Produzenten einen weiteren Preisdruck wirtschaftlich nicht verkraften könnten. Denn anders als in den meisten europäischen Märkten existiert in Österreich für sowohl für Generika als auch Originalhersteller bereits jetzt ein sehr striktes gesetzliches Preisregime. Die Wirkstoffverschreibung würde dazu führen, dass weitere Präparate vom Markt verschwinden und Lieferschwierigkeiten entstehen. „Wir erkennen keinerlei Vorteile bei dem Vorschlag. Es werden dadurch keine Einsparungen lukriert, gleichzeitig könnte eine derartige Systemänderung die Versorgungssicherheit weiter gefährden. Die Wirkstoffverschreibung widerspricht daher ganz klar den Interessen der Patienten auf eine bestmögliche medizinische Versorgung“, kommentiert Sylvia Hofinger die aktuelle Diskussion.

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