Innovation Day Digitalisierung

Rückblick Innovation Day Digitalisierung

Wie kann die Verarbeitung von Daten die Produktion effizienter machen? Wie können durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz menschliche Fehler vermieden werden? Was können Quantencomputer leisten? Wo kann mir KI in der Forschung helfen, Zeit zu sparen?  Diese und viele andere Fragen wurden beim Innovation Day Digitalisierung vor einem interessierten Publikum erörtert.

Am Beginn führte der Zukunftsforscher Kai Gondlach die Zuhörer auf eine Reise ins Jahr 2045, in dem die KI-Optimierung von Produktion und Prozessen gang und gäbe ist und weltweit verbindliche Klima-Normen von wirksamen Institutionen überwacht werden.

Was der Supercomputer Quriosity alles leisten kann, verdeutlichte der Vortrag von Harald Pflanzl, BASF. Dieser ist so leistungsstark wie 50.000 Laptops und ermöglicht die molekulare Modellierung von chemischen Verbindungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Pflanzl in seinem Vortrag hervorhob, war die Bedeutung der Digitalisierung bei der Rückverfolgbarkeit kritischer Wertschöpfungsketten. Dank der fortschreitenden Digitalisierung können Unternehmen nun die gesamte Lieferkette im Auge behalten und so die Qualität und Nachhaltigkeit ihrer Produkte gewährleisten.

Anhand von unterschiedlichen Beispielen verdeutlichte Dieter Ambros die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens Greiner. Durch den Einsatz von Augmented-Reality-Brillen müssen die Techniker nicht mehr zwingend vor Ort sein, um Probleme zu lösen oder Wartungsarbeiten durchzuführen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Ressourcen und erhöht die Effizienz erheblich. Ein weiteres bedeutendes Projekt von Greiner Packaging ist die Einführung einer "paperless operation". Hierbei werden alle relevanten Daten digital erfasst und gespeichert, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Informationen in einer physischen Papierablage verloren gehen.

Ein bemerkenswertes Element der Digitalisierungsstrategie vom Unternehmen Henkel, das mit Annika Langer, Nikolas Hoehme und Marina Müllner gleich drei Experten zur Veranstaltung geschickt hat, ist die Einrichtung von "Steerco Teams", die speziell darauf ausgerichtet sind, die Digitalisierung voranzutreiben. Dies zeigt, dass Henkel die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Digitalisierung erkannt hat und die verschiedenen Aspekte dieser Transformation koordiniert und effektiv umsetzt. Besonders beeindruckend ist die Implementierung von Messgeräten direkt in den Produktionslinien. Diese Geräte ermöglichen ein automatisches Redosieren von Produkten, was viel Laborzeit einspart.Weiters werden sämtliche Prozesse sorgfältig überwacht und analysiert. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, Daten aus verschiedenen Quellen zu nutzen, um die Effizienz der Produktion zu steigern.

Die Präsentation von Henrik Hahn von Evonik brachte eine wichtige Perspektive zum Vorschein: die Rolle der Digitalisierung als Enabler für Nachhaltigkeit. Hahn betonte, dass die Digitalisierung ein mächtiges Instrument sein kann, um nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern und umweltfreundliche Initiativen zu unterstützen. Allerdings warnte Hahn davor, zu hohe Erwartungen an die digitale Weltrevolution zu knüpfen. Er unterstrich, dass die Digitalisierung nicht isoliert betrachtet werden sollte, sondern als komplementäres Element, das vorhandene Geschäftsprozesse unterstützt und absichert.

Über die Digitalisierung in der Landwirtschaft referierte Franz Heinzlmaier von LAT Nitrogen. Er präsentierte innovative Apps, die speziell für Landwirte entwickelt wurden und auf Satellitendaten basieren, um die Bodenbeschaffenheit ihrer Äcker zu analysieren und die Düngemittelabgabe präzise zu steuern. Ein zentrales Ziel dieser Technologien ist die Erreichung einer ausgeglichenen Stickstoffbilanz. Dies ist von großer Bedeutung, da eine solche Balance nicht nur die Umweltauswirkungen durch übermäßigen Düngemitteleinsatz verringert, sondern auch die Erträge steigern kann.

Christoph Köth von Fresenius Kabi bot einen spannenden Einblick in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der sterilen Abfüllung eines Pharmaunternehmens. KI hat in der Pharma- und Gesundheitsbranche eine große Bedeutung erlangt und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Verbesserung von Prozessen und Qualitätskontrollen. Eine der beeindruckendsten Anwendungen von KI, die Köth präsentierte, ist die Verwendung von Videoüberwachung und KI-Analyse, um kritische Handlungen von Mitarbeitern im pharmazeutischen Produktionsprozess zu erkennen. Insgesamt zeigt die Präsentation von Christoph Köth, wie KI in der aseptischen Abfüllung in der Pharmaindustrie die Sicherheit, Qualität und Effizienz steigern kann.

Der Vortrag von Jost Göttert von der Hochschule Niederrhein unterstrich die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Datenanalyse und Rechenmodellen zur Steigerung der Effizienz in einem Lacklabor. Eine der vorgestellten Anwendungen ist die Nutzung von Rechenmodellen und Datenanalysen, um die Entwicklung neuer Lackformulierungen zu unterstützen. Mit Hilfe eines speziellen Rechenprogramms kann die Hochschule Niederrhein bei der Neuformulierung von Lacken dazu beitragen, Produkte mit den gewünschten Eigenschaften zu identifizieren. Dies beschleunigt den Entwicklungsprozess erheblich und ermöglicht eine gezieltere Formulierung von Lacken.

Eine der wichtigen Erkenntnisse, die Clemens Utschig-Utschig von Boehringer Ingelheim hervorhob, ist die Tatsache, dass die reale Welt nicht binär ist, während herkömmliche Computer auf binären Berechnungen basieren. Um die Herausforderung zu verdeutlichen, präsentierte er ein Beispiel aus der Quantenchemie. Die Berechnung von Elektronen in Orbitalen erfordert eine enorme Rechenleistung. Für bereits relativ kleine Systeme mit 20 Elektronen in 40 Orbitalen werden gigantische Datenmengen und Rechenkapazitäten benötigt, die derzeit noch nicht verfügbar sind. Dies verdeutlicht die immense Komplexität und den Forschungsbedarf bei leistungsstarken Quantencomputern, um beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Proteinen umfassend zu berechnen.

Der abschließende Vortrag von Astrid Jankowitsch von Takeda veranschaulichte die wachsende Bedeutung von Patientendaten und digitalen Technologien im Gesundheitswesen. Jankowitsch präsentierte das Projekt namens H2O, bei dem Patientendaten mithilfe von Apps erfasst und zusammengetragen werden. Ein bemerkenswertes Merkmal dieses Projekts ist die Erfassung von Patientendaten, die über herkömmliche medizinische Untersuchungen hinausgehen. Dies beinhaltet auch Informationen über Beschwerden wie Müdigkeit, die oft im Arztbesuch nicht ausführlich besprochen werden. Die umfassende Datenerfassung hat das langfristige Ziel, das Gesundheitswesen zu verbessern, indem es ermöglicht, individuelle Gesundheitsmuster besser zu verstehen und personalisierte Ansätze zur Gesundheitsversorgung zu entwickeln.

Insgesamt war der Innovation Day Digitalisierung eine äußerst aufschlussreiche Veranstaltung, die die Teilnehmer dazu anregte, über die Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung nachzudenken und sich auszutauschen. Einig waren sich alle Vortragenden, dass es sehr viel qualifiziertes Personal (unter anderem Data Scientists) und Mitarbeitertraining benötigt, um den Einsatz von Digitalisierung und KI zu einem Nutzen zu machen.

Die Präsentationen der Vortragenden finden Sie im Downloadbereich zur Nachlese.

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