Chemieindustrie zu EU-Arzneimittelstrategie: Chance für Patienten und Wirtschaft

15.09.2020 | Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Gewährleistung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Darüber hinaus soll Europa wieder führend im Bereich Forschung und Entwicklung in der Gesundheitsversorgung und ein wichtiger Handelspartner im Bereich Arzneimittel und Medizintechnik werden. All diese Herausforderungen sollen mit der geplanten EU-Arzneimittelstrategie, deren Fertigstellung noch dieses Jahr erwartet wird, abgedeckt werden. Einige wichtige Schwerpunkte bei den Vorschlägen der Kommission liegen in der Reduktion von Kosten im Gesundheitsbereich und in der Aufweichung des aktuellen Innovationsschutzes. In der aktuellen Situation sind derartige Vorschläge nicht angemessen. Die Covid-19-Krise hat klar gezeigt, wie anfällig die europäischen Gesundheitssysteme sind. Ganz im Gegenteil besteht heute in Europa die Notwendigkeit, Investitionen in die Belastbarkeit der Gesundheitssysteme zu tätigen. Dazu sind ununterbrochene und leistungsfähige Lieferketten ebenso wichtig wie die Stärkung der Produktion und Forschung in Europa, die in den letzten Jahren erodiert ist. 47 Prozent der neuen Wirkstoffe haben ihren Ursprung heute in den USA, nur noch 25 Prozent in Europa. Auch massive Verlagerungen in der Wirkstoffproduktion nach Asien haben die europäische Pharmabranche geschwächt. Maßgebliches Ziel der EU sollte daher sein, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern. Standort-Investitionen und Schutz von Innovationen sind sowohl für die Versorgung der Patienten mit den bestmöglichen Therapien als auch ökonomisch dafür weitaus zielführender als Kostenreduktionen und Innovationshemmnisse. „Die EU-Arzneimittelstrategie sollte als Chance genutzt werden, die europäische Forschungslandschaft im Bereich der Medizin auszubauen, um den zukünftigen Herausforderungen der Gesundheitssysteme gewachsen zu sein. Die Forschung sollte dabei als Schlüsselfaktor für die wirtschaftliche Erholung in der EU positioniert werden“, kommentiert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des FCIO, die Pläne der EU-Kommission.

Globale Zusammenarbeit gegen Lieferengpässe

Neben der Forschung ist auch die Versorgungssicherheit der Patienten mit Medikamenten ein zentraler Punkt in der EU-Strategie. Schon vor der Pandemie kam es zu Engpässen bei unentbehrlichen Arzneimitteln wie Krebstherapien, Impfstoffen und antimikrobiellen Mitteln. Daher braucht es eine gründliche Prüfung der Frage, wie die Lieferketten - von der Einfuhr von Wirkstoffen, Rohstoffen und Arzneimitteln aus Drittländern bis hin zu Produktion und Vertrieb innerhalb der EU - sicherer und zuverlässiger gestaltet werden können. Dafür müssen umfassende Initiativen entwickelt werden, um eine nachhaltige Produktion und die Elastizität der Lieferketten für die sichere Versorgung von Patienten zu unterstützen. Dies erfordert einen abgestimmten, übergreifenden Rechtsrahmen für die Bereiche Arzneimittel, Chemikalien, Umwelt und Finanzierung. „Europa muss eine führende Rolle bei der Entwicklung von global harmonisierten Arzneimittel-, und Umweltstandards einnehmen und sich für belastbare Lieferketten rund um die Welt einsetzen, welche von Pandemien und anderen Naturkatastrophen unbeeinträchtigt bleiben“, so Hofinger. Bei der Sicherung der Arzneimittelversorgung geht es aber nicht nur um die Sicherung bestehender und Erforschung neuer Therapien. Es muss ebenso sichergestellt werden, dass innovative und vielversprechende Therapien für alle Patienten die diese benötigen, zugänglich sind. „Die Menschen erwarten einen raschen und einfachen Zugang zu sicheren, modernsten und erschwinglichen neuen und etablierten Therapien. Das kann nur dann gewährleistet werden, wenn Kommission und Pharmaindustrie gemeinsam am gleichen Ziel arbeiten: Der bestmöglichen Versorgung der Patienten mit lebenswichtigen Medikamenten“, so Hofinger.

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