Kunststoffrecycling am Vormarsch

11.08.2022 | Die Abfallwirtschaft steht vor einem Paradigmenwechsel. So wird die Kreislaufwirtschaft nicht nur gesetzliche verankert, sondern auch durch unternehmensinterne Nachhaltigkeitsziele und der steigenden Nachfrage nach umweltschonenden Produkten vorangetrieben. Hierfür werden hohe Investitionen getätigt und mit viel Engagement an neuen Geschäftsmodellen gearbeitet, um Europa in eine klimaneutrale und schadstofffreiere Zukunft zu geleiten. Doch hierfür ist auch ein gesellschaftliches Umdenken von Nöten. Um die Ziele der Verpackungsverordnung von einer Recyclingquote von 50 Prozent bis 2025 zu erreichen, muss aber noch einiges geschehen. Aktuell steht Österreich nämlich bei ca. 25 Prozent.

Ein Knackpunkt zur Erreichung dieser Quote ist die Sortierung. Diese ist bei den vielen unterschiedlichen Kunststoffarten eine große Herausforderung. Im Ennshafen in Oberösterreich werden 60 Millionen Euro in die Hand genommen, um Österreichs größte Sortieranlage zu bauen. 100.000 Tonnen Verpackungen sollen in der Anlage sortiert werden. Das ist eine Größenordnung wie es sie in Österreich bis jetzt noch nicht gegeben hat.[1]  

Darüber hinaus wird die Sortierung in der Zukunft noch ertragreicher werden, da die Sammelsysteme ab 2023 österreichweit vereinheitlicht werden. Mit Beginn nächsten Jahres sind in ganz Österreich alle Kunststoffverpackungen in der gelben Tonne bzw. dem Sack zu sammeln und ab 2025 sind des Weiteren österreichweit Kunststoff- und Metallverpackungen gemeinsam zu sammeln. Bisher hatte jedes Bundesland individuelle Regelungen, was die Sortierung deutlich erschwerte. Ein Weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.[2]

Den nächsten Erfolg verzeichnet die PET to PET Recycling GmbH. Diese erzielte bei der Zwischenbilanz 2022 einen Rekordwert von 15.131 Tonnen PET-Getränkeflaschen, die im Kreislauf gehalten werden konnten. Dieser Wert wird durch die Einführung des Pfandes für PET-Getränkeflaschen noch einen weiteren Aufschwung erleben.[3]

Die Kreislaufwirtschaft beginnt allerdings nicht beim Abfall. Sie beginnt beim Produktdesign. So arbeiten Unternehmen wie die Henkel AG oder die Greiner AG an innovativen Verpackungslösungen. Design for Recycling ist der gelebte Grundsatz. Mit Ende 2020 hatte Henkel bereits 700 Millionen Wasch- und Reinigungsmittelflaschen mit bis zu 100 Prozent recyceltem Kunststoff in Verkehr gebracht. Henkel hat sich das Ziel gesetzt bis 2025 ausschließlich recyclebare Verpackungen in Verkehr zu setzen. Hierfür wurde das Tool EasyD4R entwickelt. Mit diesem Tool kann man analysieren, ob eine Verpackung recyclingfähig ist und in der Folge die notwendigen Maßnahmen ableiten.[4] Aber auch der Verpackungshersteller Greiner arbeitet mit vollem Engagement an Lösungen. So werden bereits sehr gut recyclebare Joghurtbecher hergestellt. Damit der Becher auch bestmöglich im Kreislauf geführt werden kann, wird auf Aufdrucke und Farben verzichtet. Diese stellen nämlich im Recyclingprozess Störfaktoren dar. Stattdessen wird der Becher durch einen abziehbaren Kartonmantel umhüllt. Hierdurch werden sowohl höchster Lebensmittel- und Konsumentenschutz als auch Kreislauffähigkeit gewährleistet. Des Weiteren arbeitet Greiner daran Wasserzeichen auf Verpackungen aufzudrucken. Über diese werden wertvolle Informationen an die Sortieranlagen weitergegeben, um die Recyclingquoten zu erhöhen.

Es wird allerdings immer Verpackungen geben, die wegen der Verschmutzung oder der Komplexität nicht mechanisch recycelt werden können. Aber auch diese Verpackungsabfälle werden bestmöglich verarbeitet. Zum einen werden sie in hocheffizienten Anlagen thermisch verwertet. So kann zum Beispiel ein Drittel Wiens durch Abfallverbrennungsanlagen beheizt werden. Die Abgaswerte dieser Anlagen liegen bei bis zu 90 Prozent unter den gesetzlichen Vorgaben.

Trotz effizienter und schadstoffarmer thermischer Verwertung bleiben Kunststoffe wertvolle Ressourcen, die es zu nützen gilt. Hier kommt das chemische Recycling ins Spiel. Mittels chemischen Recyclings kann aus Kunststoffabfällen aller Art wieder Rohöl hergestellt werden und aus diesem wiederum jeder beliebige Kunststoff von höchster Qualität.  Seit 2017 gibt es eine die Pilotanlage „ReOil“ der OMV, die genau diesen Prozess umsetzt.

Auch wenn der Weg zu einer Kreislaufwirtschaft ein weiter und steiniger sein wird, gepflastert von Herausforderungen und mutigen Investitionen sowie einer Gesellschaft, die bereit ist diesen Weg zu gehen, ist es nicht zu übersehen, dass der Stein der Kreislaufwirtschaft ins Rollen gekommen ist und nicht mehr aufzuhalten sein wird.

[1] https://ooe.orf.at/stories/3165013/

[2] https://infothek.bmk.gv.at/verpackungsverordnung-ab-2023-oesterreichweit-einheitliche-sammlung-von-kunststoffverpackung/

[3] https://www.oekonews.at/?mdoc_id=1173425

[4] https://www.henkel.de/nachhaltigkeit/nachhaltige-verpackungen/easyd4r

 

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