KV Verhandlungen in der chemischen Industrie: Hohe Lohnforderungen verhindern Abschluss

04.04.2022 | In der zweiten Runde der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen für die 45.000 Beschäftigten in rund 250 Unternehmen der chemischen Industrie konnte trotz konstruktiver Gespräche keine Einigung zwischen den Verhandlungspartnern erreicht werden. Grund dafür sind unterschiedliche Bewertungen der wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges. Dadurch explodierten die bereits im Vorjahr stark gestiegenen Preise für Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe, Energie und Logistik. Diese belasten die Ergebnisse der Betriebe massiv.

Angesichts der auch vom Wifo prognostizierten Industrierezession sind die Forderungen der Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung von 6 Prozent überzogen und unrealistisch. Das Angebot der Arbeitgeberseite liegt mit 3,9 Prozent im Bereich der Inflation des gemeinsam definierten Durchrechnungszeitraums. „Die Preisexplosion bei Erdgas ist für die Unternehmen der chemischen Industrie eine große Belastung. Für energieintensive Betriebe kann das sogar existenzgefährdend werden. Lohnabschlüsse in der geforderten Höhe können in dieser Lage keine Lösung sein. Jetzt geht es darum, den Industriestandort und Arbeitsplätze zu sichern“, appelliert Rainer Schmidtmayer, Verhandlungsführer der Arbeitgeber der chemischen Industrie, an die Gewerkschaft, das äußerst schwierige wirtschaftliche Umfeld zu berücksichtigen und verweist auf weiteren Gesprächsbedarf.

Die derzeitige Inflation belastet sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen. Bei den Betrieben herrscht eine nie dagewesene Unsicherheit, ob sie überhaupt die notwendigen Grundstoffe und Vorprodukte bekommen und zu welchem Preis. Die Absätze drohen wegzubrechen, die Situation ist nicht mehr kalkulierbar. Um die Lage zu bewältigen, braucht es daher eine konstruktive Zusammenarbeit von allen Seiten. Die Arbeitgeber sind zu machbaren Abschlüssen bereit und erwarten im Gegenzug aber auch ausgewogene Forderungen von den Arbeitnehmervertretern.

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