Weltrecyclingtag: Wertvollen Rohstoff nutzen

18.03.2022 | Kunststoffe sind heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Computer, Brillen, Funktionskleidung, Nahrungsmittelverpackungen, Haushaltsgeräte oder Flugzeugteile. Von lebensrettenden Produkten in der Medizin über Kabelisolierungen, die für Internet und sichere Stromführung benötigt werden, bis hin zu Komponenten von Solar- und Windparks, die erneuerbare Energie möglich machen. Moderne Gesellschaften wären undenkbar ohne den Einsatz der vielseitigen Materialien. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, wie wir mit Kunststoffabfällen umgehen sollen, die vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern noch nicht adäquat behandelt werden können. Über 80 Prozent aller Kunststoffabfälle in den Ozeanen stammen aus lediglich 10 Flüssen in Afrika und Asien, wo es vielfach kaum funktionierende Abfallwirtschaftssysteme gibt. Der Export von Recyclingtechnologien ist ein wichtiger Faktor bei der Problemlösung, ebenso die Vorbildwirkung durch wirksame Gesetze wie etwa dem Deponieverbot in Österreich. Dieses hat mitgeholfen, dass hierzulande nahezu 100 Prozent der Abfälle verwertet werden. Doch auch in industrialisierten, fortschrittlichen Ländern gibt es noch viel zu tun. Die Weiterentwicklung von Recyclingtechnologien ist ebenso wichtig, wie adäquate rechtliche Rahmenbedingungen und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, dass es sich bei Kunststoffabfällen um wertvolle Rohstoffe handelt, die im Kreislauf geführt werden müssen. Nur so können höhere Recyclingquoten erreicht werden. Das ist auch für den Kampf gegen den Klimawandel relevant, da mit einer funktionierenden Kunststoffkreislaufwirtschaft Abfälle und CO2-Emissionen drastisch reduziert werden können. Um eine solche zu etablieren, braucht es Maßnahmen in mehreren Bereichen:

Nachhaltiges Produktdesign

Wie gut das Recycling eines Gegenstands nach seiner Nutzung funktioniert, entscheidet sich teilweise schon bevor er ins Leben tritt: Bei Kunststoffen beginnt es bereits bei dem Design von Produkten. Dies ist vor allem bei solchen Verpackungen wichtig, die aus Hygienegründen nur für den einmaligen Gebrauch gedacht sind. Die Hersteller arbeiten deshalb intensiv an Methoden, um eine Steigerung der Rezyklierbarkeit ihrer Produkte zu erzielen. Dies geschieht etwa durch den verstärkten Einsatz von Monomaterialien oder auch bei der Farbgebung, wo zunehmend hellere, transparente Farben verwendet werden.

Ausbau von Sammlung und Sortierung

Voraussetzung für jegliche Form von Recycling ist die Verfügbarkeit von ausreichend Material, das wiederverwertet werden kann. Derzeit gibt es in Österreich noch ein deutliches Potenzial zur Steigerung bei der Sammlung qualitativ hochwertigen Materials. Investitionen in den Ausbau der Sammelsysteme sind daher nötig, um die Recyclingquote zu erhöhen. Eine effiziente Sortierung der Kunststoffe ist ebenfalls ein entscheidender Erfolgsfaktor. In den vergangenen Jahren wurden zunehmend hochmoderne vollautomatische Sortieranlagen entwickelt. Mit Nahinfrarot-Technologien können die Anlagen unterschiedliche Materialarten erkennen, Kamerasysteme ermöglichen die Sortierung des jeweiligen Stoffstromes nach Form und Farbe. Auch hier sind noch Investitionen nötig, um ausreichend sortenreine Ausgangsmaterialien für die Weiterverarbeitung zu erhalten.

Weiterentwicklung von Recyclingtechnologien

Mechanisches Recycling ist die am weitesten verbreitete Form von Kunststoffrecycling. Das bekannteste Beispiel sind PET-Flaschen. Die Abfälle werden gesammelt, gereinigt und zu Mahlgut zerkleinert, das wieder zur Herstellung von Kunststoffen verwendet wird. Das Zerkleinern verändert zwar ihre Form und Größe, ansonsten bleiben die Materialien in ihren Eigenschaften unverändert. Jedoch müssen die Abfälle für das mechanische Recycling gut sortiert und sortenrein sein. Wo dies nicht möglich ist, etwa bei starken Verunreinigungen oder Verbundwerkstoffen, ist die Entwicklung von Recyclingtechnologien entscheidend, die auch nicht sortenreine Kunststoffabfälle verarbeiten können. Hier gibt es seitens der chemischen Industrie bereits bedeutende Fortschritte, etwa was das sogenannte chemische Recycling betrifft. Dabei werden Abfälle in ihre Grundbausteine zerlegt, die dann wieder für die Herstellung von Produkten in Neuwarequalität zur Verfügung stehen.

Einsatz von Rezyklaten

Am Ende des Recycling-Prozesses in einer Kreislaufwirtschaft steht die Verwendung des wiederverwerten Rohmaterials zur Herstellung neuer Produkte. Um diese überhaupt verwenden zu können, müssen die Einsatzbereiche von der Politik klar definiert werden. Insbesondere für den Lebensmittelbereich ist das wegen der strengen Hygienevorschriften wichtig. Aber auch in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit von recyceltem gegenüber neu gewonnenem Material braucht es klare Vorgaben seitens des Gesetzgebers, damit eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe etabliert werden kann.

 

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