Nachhaltigkeitsinitiativen von Branchen

Nachhaltigkeit hat viele Gesichter. Neben der Responsible Care Initiative, die den ganzen Sektor der chemischen Industrie überspannt, gibt es auch Programme, die auf die Eigenheiten von bestimmten Branchen zugeschnitten sind:

Pakt "Zero Pellet Loss"

Die Nachhaltigkeitsinitiative der Kunststoff-Branche

Im März 2015 haben sich 21 Unternehmen der Kunststoffbranche dem Pakt „Zero Pellet Loss“ zwischen dem BMNT (ehem. BMLFUW) und dem FCIO angeschlossen und setzten innerbetriebliche Maßnahmen, um Kunststoffverluste in Gewässer weitestgehend zu vermeiden.

Anlass zu dieser Selbstverpflichtung war eine Studie des UBA, die  Kunststoff in der Donau untersuchte. 90 Prozent des Eintrags stammen aus nicht-industriellen Quellen, großteils Litter (d.h. achtlos weggeworfener Kunststoffmüll). Nach Schätzungen der Europäischen Umweltagentur landen jährlich rund 10 Mio Tonnen Kunststoffabfälle in den Weltmeeren. Es wird angenommen, dass davon rund 80 Prozent vom Land aus dorthin gelangt sind. Wesentliche Eintragspfade sind dabei naturgemäß große Flüsse, und somit spielt auch die Donau eine bedeutende Rolle.  

Die Kunststoffverluste aus der Herstellung und Verarbeitung von Kunststoff tragen mit etwa 10 Prozent zur Kunststofffracht der Donau bei. Im Durchschnitt gelangen in Österreich damit rund 5 Kilogramm Kunststoff-Rohstoff aus Betrieben täglich in die Donau.  

Innerhalb des ersten Jahres des Pakts konnten aufgrund von Erhebungen bei den Unternehmen, die sich zum Pakt verpflichtet hatten, eine zusätzliche Mengenreduktion in einer Größenordnung von über 90 Prozent der früheren „Verlustmengen“ abgeleitet werden. Auch weitere Unternehmen haben sich dem Pakt angeschlossen und beigetragen, Einträge von industriellem Kunststoff-Rohstoff in Gewässer zu minimieren.   

Somit wurde das ursprünglich gesetzte Ziel - eine Reduktion des Verlustes auf unter 1 Kilogramm pro Tag – bereits nach einem Jahr erreicht. Viele der Maßnahmen wie Siebe, Aufkehren, oder Schulungen sind zwar bereits seit Jahren innerbetrieblicher Alltag. Das gestiegene Bewusstsein, die konsequente Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und deren genauer innerbetrieblicher Kontrollen, die im Rahmen des Pakts durchgeführt werden, haben ihre Effizienz maßgeblich erhöht.  

Dieses Ergebnis zeigt eindrucksvoll, dass rasche und zielgerichtete freiwillige Maßnahmen einer verantwortungsvollen Branche mehr bewirken können als neue Rechtsvorschriften.   

Zusätzliche Aktivitäten, an denen der Fachverband mitgewirkt hat, trugen ebenfalls dazu bei, das Bewusstsein gegenüber Kunststoff in Gewässern zu erhöhen. Angesetzt werden konnte und wird weiterhin bei Verlusten aus dem Transport von Kunststoff-Rohstoff sowie bei der Abfallwirtschaft.  

Die innerbetriebliche Umsetzung der Maßnahmen bei den Unternehmen sowie darüber hinausgehende Aktivitäten des Fachverbandes zur Reduktion von Kunststoff in Gewässern werden in einem Umsetzungsbericht zum Pakt „Zero Pellet Loss" dokumentiert. Dieser ist über office@fcio.at zu beziehen. 

Charter für nachhaltige Reinigung

Ein Programm der Reinigungsmittelindustrie

Die Charta für nachhaltige Reinigung ist die wichtigste freiwillige Initiative der europäischen Industrie für Reinigungs- und Pflegemittel.

Ziel ist es, die gesamte Branche zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeit zu ermutigen und die Verbraucher zu nachhaltigeren Wasch-, Reinigungs- und Haushaltsgewohnheiten zu bringen.

Die Charta fördert und erleichtert einen gemeinsamen Branchenansatz für Nachhaltigkeitspraxis und deckt eine Vielzahl von Aktivitäten und Anforderungen ab, die von der Sicherheit für Mensch und Umwelt bei Chemikalienverwendung bis hin zur Ökoeffizienz, Ressourcenschonung und Verbraucherinformation reichen.

Seit der Gründung der Charta im Jahr 2005 haben sich mehr als 200 Unternehmen dem Projekt angeschlossen und repräsentieren über 95% der gesamten Produktion in Europa.  Unternehmen, die sich daran beteiligen möchten, müssen sich einer Überprüfung durch einen unabhängigen Gutachter unterziehen. Erst nach bestandener Prüfung können sie der Initiative beitreten und sich gegenüber Kunden und Verbrauchern mit einem registrierten Siegel auf ihren Produkten ausweisen.

Die Charta legt eine Reihe von Charter Sustainability Procedures (CSPs) fest, die Unternehmen in ihren Managementsystemen implementieren. Sie definiert auch eine Reihe von KPIs (Key Performance Indicators), die mit den CSPs verknüpft sind und den gesamten Lebenszyklus abdecken.

Unternehmen, die der Charta beigetreten sind, müssen jährlich über diese KPIs berichten, um ihre Fortschritte in Richtung nachhaltiger Reinigung zu messen. 

Die gesammelten Daten werden von der internationalen Prüfgesellschaft SGS unabhängig überprüft.

CSR-Leitfaden für Lackindustrie

Gesellschaftlich verantwortliches Handeln kann zu nachhaltigem Unternehmenserfolg führen

Corporate Social Responsibility (CSR) bedeutet - über gesetzliche Verpflichtungen hinaus - die freiwillige Einbindung von sozialen, ökonomischen und umweltbezogenen Belangen in die Unternehmenstätigkeit.

Nicht durch Farbe und Lacke geschützte Produkte und Bauwerke (von Auto bis Holz, von Kunststoff bis Beton) hätten eine unweigerlich kürzere Nutzungs- und Lebensdauer. Beispielsweise wäre die Statik von Gebäuden und Bauwerken (Brücken, Masten, Tunnels, etc.) ohne Korrosionsschutz in ihrer Nutzungsdauer auf einen Bruchteil reduziert bzw. gar nicht nutzbar. Studien gehen davon aus, dass bis zu 7% des Bruttonationalproduktes durch mangelnden Korrosionsschutz von langlebigen Wirtschaftsgütern verloren gehen. Der volkswirtschaftliche Nutzen, der durch den Schutz und die Werterhaltung von langlebigen Wirtschafts- und Konsumgütern mittels umweltfreundlicher Lacke und Anstrichmittel erzielt wird, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Lack- und Anstrichmittelbranche trägt mit ihren innovativen, modernen und umweltfreundlichen Produkten wesentlich zur Werterhaltung langlebiger Wirtschafts- und Konsumgüter bei und schafft dadurch Nachhaltigkeit.

Um den Unternehmen der Lack- und Anstrichmittelbranche den Zugang zu Corporate Social Responsibility zu erleichtern, wurde speziell auf diese Branche zugeschnittener Leitfaden entwickelt,  die Bereiche "Unternehmensführung", "Mitarbeiter", "Lieferanten", "Kunden" und "Umwelt" abdeckt und Handlungsvorschläge in den jeweiligen Bereichen gibt. 

Jedes Unternehmen hat Beziehungen zu seinem Umfeld und zu lokalen Strukturen, z.B. zu seinen Mitarbeitern, Auftraggebern und Lieferanten oder zu Anrainern, lokalen Vereinen und Organisationen. CSR versucht, dieses Geflecht von Beziehungen abzubilden und für das Unternehmen nutzbar zu machen. Weiß man über die Auswirkungen des eigenen Handelns Bescheid, kann man die Erwartungen der Anspruchsgruppen leichter abschätzen. So lassen sich effiziente und zum Unternehmen passende Ideen und Strategien entwickeln, um den Unternehmenserfolg zu steigern und gleichzeitig einen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft zu leisten.

Umweltzeichen für die Lackindustrie

Österreichs Lackindustrie kooperiert mit dem Nachhaltigkeitsministerium in Sachen Umweltzeichen

In einer freiwilligen Umweltvereinbarung verpflichten sich die österreichischen Lack- und Farbenhersteller eine breite Palette ihrer Produkte mit dem Österreichischen Umweltzeichen auszustatten und damit strenge Kriterien bezüglich Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit ihrer Produkte nachzuweisen.

Gemeinsam mit dem Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und dem Verein für Konsumenteninformation wurde eine Rahmenvereinbarung geschlossen, die es den österreichischen Farbherstellern ermöglicht, viele ihrer Produkte nach den Kriterien des Umweltzeichens zertifizieren zu lassen. Die mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgestatteten Produkte erfüllen auch die Kriterien, wie sie für die öffentliche Beschaffung oder zur Erlangung einer ökologisch orientierten Wohnbauförderung gefordert werden.

Um die Einhaltung der strengen Kriterien des österreichischen Umweltzeichens sicherzustellen, wurde beim österreichischen Lackinstitut eine Rohstoffdatenbank eingerichtet, in der sämtliche Rohstoffe, die in den Produkten eingesetzt werden, analysiert werden. Das österreichische Lackinstitut überprüft auch rechnerisch die Angaben der Hersteller auf Einhaltung sämtlicher Kriterien und führt eine Risikobewertung und Bewertung der Gebrauchstauglichkeit durch. Durch dieses optimierte Prüfverfahren werden die Kosten für die Unternehmen deutlich gesenkt und trotzdem die hohen Prüfstandards beibehalten.